Ehrenamtliche, die bei uns in unterschiedlichen Bereichen der Flüchtlingsarbeit tätig sind, haben Ende Juni einen Ausflug nach Hannover gemacht. Ziel war das „Haus der Religionen“ in der Südstadt.
In der Flüchtlingsarbeit kommt man mit Menschen anderer Religionen zusammen und somit sind auch die jeweiligen Glaubensüberzeugungen, die religiösen Werte oder die Feiertage in der Arbeit und der Begleitung von Geflüchteten von Bedeutung.
Wir wissen zwar oft viel zu wenig voneinander, doch im „Offenen Haus“, in den Deutschkursen oder bei Begleitungen kamen und kommen wir miteinander ins Gespräch, können uns gegenseitig fragen, zuhören, voneinander lernen und auch Einblicke in die jeweils andere Religion oder die damit verbundene Lebensweise gewinnen.
Als wir im Runden Tisch Asyl nach einem Fortbildungsthema suchten, kam somit die Idee von Markus Brinkmann, das „Haus der Religionen“ zu besuchen, gut an.
Dort hat der interreligiöse Dialog, der in Hannover 1991 im damals gegründeten „Interreligiösen Diskussions- und Gebetskreis“ begonnen wurde, einen festen Ort. Das Haus in der Böhmerstraße 8 wurde während des Kirchentages 2005 in Hannover eingeweiht.
Prof. Dr. Wolfgang Reinbold als Christ, Muslima Dr. Hamideh Mohagheghi (Sprecherin des Rates der Religionen Hannover) und Hinduistin Rajiny Kumaraiah informierten über die Entstehung des Hauses und die Bildungsarbeit, die dort stattfindet.
„Neun Religionen und Weltanschauungen haben sich hier zu einem Ort der interreligiösen Bildung und Begegnung zusammengeschlossen. Gemeinsam treten wir ein für eine Haltung des Respekts und der Achtung des Anderen im Sinne des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland“, erläuterte Prof. Dr. Reinbold.
Dr. Hamideh Mohagheghi ergänzte: „Respektvolles interreligiöses Miteinander setzt eine Kenntnis des Anderen und interreligiöse Kompetenz voraus. Der Schwerpunkt unserer Arbeit ist daher die interreligiöse Bildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Unser Ziel ist die Vermittlung von interreligiöser Kompetenz.“
Für interreligiöse Kompetenz seien fünf Fähigkeiten wesentlich: erzählen und zuhören.
• Sprachfähigkeit: Ich kann mich öffnen, erzählen und zuhören.
• Reflexionsfähigkeit: Ich kann dich und mich in unterschiedlichen Perspektiven wahrnehmen.
• Empathiefähigkeit: Ich kann bis zu einem gewissen Grad die Perspektive wechseln und mich einfühlen.
• Dialogfähigkeit: Ich kann dich und mich in der Begegnung besser verstehen.
• Pluralitäts- und Demokratiefähigkeit: Ich kann dich anders sein lassen.
Nach einer Kaffeepause konnten wir uns noch in der multimedialen Dauerausstellung umsehen, in der sich neun von außen identische, von innen unterschiedlich gestaltete Kuben (würfelartige Räume) befinden. Vertreter von neun Religionen und Weltanschauungen, die im Raum Hannover ansässig sind und sich beteiligen wollten, haben diese ausgestaltet und ihren Glauben so begreifbar und erlebbar gemacht: Alevitentum, Bahaitum, Buddhismus, Christentum, Ezidentum, Hinduismus, Humanismus, Islam, Judentum.
Um die einzelnen Kuben mit ausreichend Zeit zu erkunden, wollen jedoch etliche wieder kommen und die allgemeinen Öffnungszeiten dienstags und donnerstags zwischen 16:00 und 19:00 Uhr nutzen. Und auch ich besuche diesen besonderen Ort gerne noch mal, an dem es so viel zu entdecken gibt.
Unser Ausflug wurde von der Hannoverschen Landeskirche aus Mitteln der Diakoniekollekte unterstützt. Dafür danken wir sehr herzlich!
Ilona Wewers